Dienstag, 5. Juni 2012

Eltern und andere Katastrophen

so sehr ich mich über die bisher doch recht positive resonanz einiger freunde zu meinem neuen "lebenswandel" gefreut habe, umso mehr ärgert und trifft mich die heftig negative reaktion meiner eltern. von "wir sind fix und fertig, weil du nichts mehr isst" über "isst du überhaupt noch nudeln" bis hin zu "was denkst du denn, was du damit ändern kannst, das interessiert doch keinen, was du da machst" habe ich ein durchweg schwieriges gespräch mit ihnen über meine vegane lebensweise geführt. gestern war ich noch eher zerknirscht und betroffen, heute bin ich dann aber etwas sauer. meine eltern wissen nicht, was meine entscheidung bedeutet und haben sich nur sehr mühsam wenigstens ein bisschen beruhigen lassen. ich habe sofort einige infoseiten zu ihnen geschickt, damit sie wenigstens wissen, worüber sie da mit mir diskutieren. ich erwarte keine begeisterung, auch kein gesteigertes interesse, aber ich würde doch erwarten, dass sie mich mit meinen bald 30 jahren wenigstens soweit ernst nehmen und mir vertrauen, dass ich nicht sehenden auges in mein gesundheitliches verderben renne. offenbar wird mir auch nicht zugetraut, mich entsprechend informiert zu haben.

natürlich bin ich schon vorher davon ausgegangen, dass das thema bei meinen eltern keine freude provozieren wird, aber mit dieser krassen reaktion habe ich dann doch nicht gerechnet. was ist schlimm daran, wenn man sich für tierrechte, umwelt, klima und gesundheit interessiert? dass ich es bisher vernachlässigt habe, mich um diese themen zu kümmern, muss doch nicht ausschließen, dass ich es irgendwann noch tun werde?

ich bin ernüchtert. auch meine schwester, die mir zuerst ja sagte, sie fände das gut, hat mir inzwischen mitgeteilt, dass sie das alles nun doch nicht mehr ganz so gut findet. mein freund lässt mich machen, wie ich will, könnte sich aber auch nettere "hobbies" von mir vorstellen. ich habe damit gerechnet, klar, werde aber auch sehen, dass ich mir kontakte zu anderen veganern aufbaue, und wenn es nur virtuell ist. ich habe bisher keine sekunde an meiner entscheidung gezweifelt, bin fest davon überzeugt, dass das, was ich jetzt tue und wie ich jetzt lebe, richtig und gut ist. dass mir aber nun jeder schnupfen als zeichen einer mangelernährung und jede eventuell kritische aussage als fanatismus und nerverei ausgelegt wird, finde ich jetzt schon anstrengend.

leben und leben lassen...macht alle, was ihr wollt, aber traut mir zu, überlegte entscheidungen zu treffen und diese, sofern sie zum thema werden, auch zu verteidigen.

10 Kommentare:

  1. Ach ja die lieben Eltern.... die haben in erster Linie einfach mal Angst ums Kind. Meine Mama meinte entsetzt "Wie? Jetzt gehst du zu den Veganern???". Das klang so à la ich geh in eine Sekte oder betreibe kollektiven Selbstmord. Inzwischen hat sie sich gefangen und ist sogar sehr daran interessiert. Es braucht einfach Zeit. Und noch mehr Geduld. Eltern haben einfach Angst, man esse jetzt nichts mehr, lebe ungesund und verhungere bald. Zeig ihnen, dass es genau das Gegenteil ist. Dass Du Dir was Gutes tust, Deiner Gesundheit schaust, genug zu essen hast ;-) Und "nebenbei" gleich so grosse Themen wie Tierleid und Umweltprobleme löst :-)
    Toi toi toi!

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  2. "du gehst jetzt zu den veganern" ist ja auch schön :-D meine mutter nimmt das wort "vegan" nicht in den mund. vegan ist für sie das synonym für "nichts mehr essen". ich bin ja gespannt, wie sich das entwickelt, aber ich erwarte leider wenig änderung...

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  3. Mega schräg! Aber dann dürfte es ja einfach sein, nicht? Zum Essen einladen, mehrgängig kochen, vegane Kuchen backen! Einfach zeigen, dass vegan was ganz anderes bedeutet!

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    1. theoretisch ja, praktisch nein - meine eltern wohnen 600km entfernt von mir, ich seh sie nur ein paarmal im jahr. ich hoffe einfach, dass sie sich beruhigen, wenn sie mich das nächste mal sehen und ich immernoch ganz normal aussehe ;-)

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  4. Hi Lisza, lass dich nicht unterkriegen. Klar ist es ein Dämpfer, wenn man gerade von seinen liebsten so eine Reaktion erfahren muss. Das wird sich aber mit der Zeit legen, wenn deine Eltern sehen, dass es dir weiterhin gut geht und du ihnen ab und zu mal eine vegane Köstlichkeit zubereitest :-) Mach weiter so und ich kann dir jetzt schonmal versprechen, dass aus den vielen virtuellen veganen Bekanntschaften, die du machen wirst, sich auch die ein oder andere persönliche Freundschaft ergeben wird. Das Internet ist ein Segen für Randgruppen wie uns :-)

    Ganz liebe Grüße,
    Daniel

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    1. absolut ist es das, das hab ich schon in den letzten monaten beim informieren und recherchieren gemerkt, ich weiß gar nicht, wie ich das sonst hinkriegen würde, ohne virtuelle unterstützung.
      randgruppe ist witzig, aber es stimmt ja. ich les mich jetzt weiter durch deinen blog ;.)

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  5. Ich war vor allem auch erstaunt wieviele Vegane Blog's es gibt und mir hat es bei den Anfängen wirklich sehr geholfen, zumindest virtuell Gleichgesinnte um mich zu wissen.

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    1. genau, das hilft mir auch, und ich les die ganzen blogs total gerne. ich entdecke auch ständig neue, das ist wirklich hilfreich.

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  6. Hey Lisza,
    meinen Eltern fiel es auch anfangs schwer, sich damit anzufreunden, dass ich jetzt vegan lebe. Ich glaube, vor allem meine Mutter hat das auch ein bisschen als Kritik gesehen. Vielleicht an ihr, vielleicht an der Art, wie sie uns früher bekocht hat. Aber das hat sich mit der Zeit gelegt. Ich drücke dir die Daumen, dass der erste Sturm bei dir auch bald vorüber ist :)
    ♥-liche Grüße aus Düsseldorf,
    Carina

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  7. Ich bin momentan Vegetarier und habe auch schon mal zu Hause angedeutet, dass ich mich gerne umstellen würde, komplett auf tierische Produkte zu verzichten. Totales Entsetzen. "Dann kannst du ja gar nichts mehr essen."
    Schrecklich, wenn Leute einen Verurteilen ohne sich vorher überhaupt nur ansatzweise damit beschäftigt zu haben -.-

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